Mit dem Beschluss des Rates am 29.4 scheidet Andreas Knoblauch aus dem Rat der Stadt Salzgitter aus. In seinem Schreiben vom 12.4 hat er diese Entscheidung dem Oberbürgermeister bekannt gegeben.
Ihm folgt Rosemarie Hinrichs nach, die ebenfalls am 29.4 vereidigt wurde.
Die Rede des ehemahligen Ratsherren vor dem Rat der Stadt Salzgitter:
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen (noch darf ich das ja sagen),
die letzte Woche habe ich lange mit mir gerungen ob ich heute hierher kommen soll. Aber ich glaube wenn jemand ein Recht darauf hat etwas über die Hintergründe zu erfahren, dann ist das nicht die Öffentlichkeit, dann ist das nicht die Presse, dann sind das die Personen, die direkt davon betroffen sind.
Darum stehe ich jetzt hier!
Es gibt Entscheidungen (und dazu gehört mein Austritt aus dem Rat) die fallen einem schwer!
So eine Entscheidung wird auch dadurch nicht leichter, dass ich sie NICHT lange mit mir rumgetragen habe.
Nein, ich habe sie innerhalb weniger Minuten gefällt, aber je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer werde ich das Richtige getan zu haben. Hin und wieder verdichten sich eben die Geschehnisse auf den verschiedensten Ebene derart, dass sich bestimmte Lösungen einfach aufdrängen.
Wie für jede Entscheidung gibt es natürlich auch hier viele Gründe und auch einen Auslöser.
Ein Grund für meine Entscheidung ist, dass es mir manchmal an Wertschätzung der Arbeit des Einzelnen in den verschiedenen Gremien des Rates fehlt. Schnell gehen Sachargumente in dem Hin und Her zwischen den verschiedenen Machtzentren unter. Zum Teil werden sachliche Auseinandersetzungen mit einer Vehemenz unterdrückt, dass man einem die Augen tränen.
Meist ist so etwas ja Ausdruck einer großen Angst! Insgesamt ist mir in den letzten 3 Jahren hier sehr viel Angst begegnet. Das finde ich Schade, denn eine sachliche Auseinandersetzung schadet nie – es sei denn es liegen ganz andere Motive vor – die könnten dann in einer sachlichen Auseinandersetzung natürlich unter die Räder kommen, wenn sie nicht formuliert werden.
Noch ein Grund ist für mich, dass es wirklich nicht leicht ist Berufstätigkeit und die Ausübung eines Ratsmandats unter einen Hut zu bekommen. Sollten dann sogar noch berufliche Ambitionen im Spiel sein, ist es sogar unmöglich.
Ja, und es gab auch einen Auslöser für meinen Schritt!
Wer mich kennt kann sich auch denken, dass der Auslöser nicht in einer Entscheidung als solcher lag, sondern vielmehr in der Art der Entscheidungsfindung.
Aber ebenso wie ich können wir ALLE nicht aus unserer Haut und das ist etwas, was wir auch unserem Gegenüber und natürlich auch unserem politischen Gegner zugute halten sollten.
Wenn wir das berücksichtigen sind wir einen Schritt weiter zurück zu einer Politik, die von Sachentscheidungen getragen wird, wie sie sich eigentlich alle – oder zumindest die große Mehrheit wünschen.
Denn insgesamt bin ich im Laufe der Zeit zu dem Schluss gekommen, dass uns alle die wir hier sitzen mehr vereint als trennt.
Und dass wir Respekt im Umgang miteinander haben und weniger den Verlockungen der Publicity erliegen sollten. Ich persönlich bin nicht für den Wahlkampf gemacht und finde es immer Schade wenn die Sachlichkeit der Selbstprofilierung geopfert wird. Ein Kollege, der sich ernsthaft Gedanke über etwas macht aber leider zu einem anderen Schluss kommt als ich, darf dafür nicht persönlich angegangen, oder gar seine gesamte Person in Frage gestellt werden; nur weil unsere Presse mit vernünftigen Auseinandersetzungen nichts anfangen kann, sondern lieber Skandale produziert.
Leider ist insgesamt das allgemeine Verständnis von Politik so, dass nicht die Gemeinsamkeiten sondern die Unterschiede zählen und diejenigen, die daraus politische Positionen basteln größere Wahlerfolge erzielen als diejenigen, die geräuschlos ihren Job machen und verlässlich eine Sachfrage nach der nächsten lösen.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen weiterhin viel Erfolg und viel Mut eigene Positionen zu vertreten auch wenn die Eine oder der Andere dann mal allein dasteht – es lohnt sich! – Danke