Nachdem öffentlich bekannt geworden ist, dass die TU Dresden und die Universitätsklinik Göttingen in 12 Gewässern Niedersachsens multiresistente Keime nachgewiesen hat, stellte die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen den Antrag 1630/17 zur Vorbeugung gesundheitlicher Gefährdungen der Bevölkerung, die Gewässer und Kläranlagen Salzgitters auf antibiotika-resistente Erreger zu untersuchen.
Der Rat hat den Antrag abgelehnt, weil keine Notwendigkeit gesehen wird. Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies, SPD, sieht dies offenbar anders und hat zwischenzeitlich die Beprobung von Gewässern in Niedersachsen angekündigt. Insgesamt sollen an die 200 Proben an verschiedenen Stellen genommen werden, darunter Standorte an Kläranlagen, sowie an Stellen, an denen bereits die Gewässergüte beprobt wird. Aus diesen Grunde stellte die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen folgende Fragen an die Verwaltung.
Fragen:
1.Ist der Verwaltung bekannt, ob die Fließgewässer, Kläranlagen und Badeseen Salzgitters frei von antibiotikaresistenten Keimen sind?
Antwort der Verwaltung:
Der Verwaltung liegen keine Kenntnisse darüber vor, dass die Fließgewässer, Kläranlagen und Badeseen in Salzgitter mit antibiotikaresistenten Keimen belastet sind.
2.Ist der Verwaltung bekannt, ob das Land Niedersachsen Beprobungen in Salzgitter plant oder bereits durchgeführt hat?
a. Wenn ja, wo sind die Beprobungen geplant bzw. durchgeführt worden?
b. Falls nein, hat die Verwaltung sich bemüht, damit das niedersächsische Umweltministerium auch in Salzgitter Untersuchungen durchführt.
Antwort der Verwaltung: Der niedersächsische Landesbetrieb für Wasser-, Küsten und Naturschutz hat in seinem Untersuchungsprogramm keine Messungen im Stadtgebiet Salzgitter vorgenommen. Die Auswahl der Messstellen erfolgte in alleiniger Verantwortung des Landes und zwar dort, wo Belastungen vermutet wurden. Das Programm wird im September abgeschlossen sein. Ein Bericht ist im Dezember zu erwarten.
3.Wie will die Verwaltung sicherstellen, dass in Salzgitter keine multiresistenten Keime in die Umwelt gelangen, falls das Land in der Stadt Salzgitter keine Untersuchungen plant?
Antwort der Verwaltung: Die Verwaltung schlägt vor, die Messergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Landesprogramm abzuwarten. Weitere Schritte sind in enger Zusammenarbeit mit dem Land erforderlich, weil mehrere Eintragspfade ins Gewässer zu vermuten sind. (Kläranlagen, Düngemittel, sonstige Direkteinleiter)
4.Welche Gefahren können von antibiotikaresistenten Keimen für die Bevölkerung ausgehen?
Antwort Fachdienst Gesundheit:
Eine Aufnahme von multiresistenten Bakterien durch Verschlucken von Badewasser gilt beim Gesunden bisher nicht als relevanter Aufnahmepfad. Eine mehrfach um Zehnerpotenzen reduzierte geringe Zahl (Konzentration, Dichte) von multiresistenten Bakterien z.B. in einem Gewässer stellt für einen normalgesunden Menschen und die Allgemeinbevölkerung keine generelle Gefahr dar, da bereits die intakte Hautflora eine erste gute Barriere gegen eine Besiedelung der Haut darstellt. Selbst wenn eine Besiedelung auftreten würde, kann diese bei ansonsten Gesunden wieder verloren gehen und stellt noch keine Infektion oder akute Gesundheitsgefahr für die Betroffenen dar. Es finden auf der Basis der bestehenden rechtlichen Badegewässer-Regelungen ohnehin eine Minimierung (Risikoprofil) und eine Überwachung auf Darmbakterien (E. coli, Enterokokken) statt, ggf. würden bei erhöhten Messwerten Badeverbote durch das Gesundheitsamt ausgesprochen. Der Salzgittersee ist der einzige Badesee in Salzgitter und hat die Badegewässerqualität „Ausgezeichnet“.
Das Gesundheitsamt veröffentlicht die Messwerte laufend auf der städtischen Homepage unter: https://www.salzgitter.de/rathaus/fachdienstuebersicht/gesundheit/wasserqualitaet.php
Das „Händewaschen“ ist eine grundsätzliche Empfehlung, wenn Kinder oder auch Erwachsene vorher im Badegewässer, Garten oder Freigelände waren, denn es gibt nicht nur multiresistente Bakterien die bedenklich sind. Es gibt auch viele andere Bakterien in der Umwelt, die unter bestimmten Bedingungen gesundheitlich relevant werden können. So sei hier auch die Notwendigkeit der regelmäßigen Tetanus und der Diphtherie Schutzimpfung erinnert, die vor Auswirkungen von diesen Menschen gefährlich werden könnten.
5.Wie viele Beprobungen und Untersuchungen müssten in Salzgitter durchgeführt werden, um Fließgewässer, Klärwerke und Badeseen zu überprüfen?
Antwort der Verwaltung:
Um in Salzgitter eigene Untersuchungen anzustellen, wären mindestens 6 bis 10 Messstellen notwendig. Jede Messstelle sollte in einem Jahresverlauf mindestens zwei bis dreimal beprobt und untersucht werden.
6.Was würde die Beprobung und Untersuchung einer Gewässerprobe kosten?
Antwort der Verwaltung:
Da es bislang keine standardisierten Untersuchungsmethoden gibt, gibt es derzeit auf dem Markt eine hohe Preisspanne. Hauptsächlich beschäftigen sich noch Forschungsinstitute mit der Thematik, da man sich immer noch in der sogenannten Grundlagenforschung befindet. Auf dem freien Markt gibt es sehr wenige Labore, die diese Art von Untersuchungen anbieten können. Eine Beprobung und Untersuchung an einer Messstelle würde mindestens 2000,-€ kosten, wobei dieser Preis durch die individuelle Herangehensweise der Institute sehr schnell erheblich überschritten werden kann.
2018_09_15_AW_Untersuchung_der_Gewaesser_in_Salzgitter